Am 27. November 1941 fand die erste große Deportation von Juden aus Würzburg statt, über 200 Personen, darunter 40 Kinder wurden über ein Lager in Nürnberg nach Osteuropa deportiert, um dort ermordet zu werden. Am Abend des 27. November 2014 organisierte die Gemeinschaft Sant'Egidio gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg das Gedenken an jenen finstersten Tag, dem weitere Deportationen folgten. Seit 14 Jahren wird nun schon dieses wichtige Gedenken in Würzburg begangen. Domdekan Putz zitierte einleitend vor Hunderten von Teilnehmern, darunter auch viele Jugendliche, das Gedicht einer Studentin, die die Schrecken einer Welt beschreibt, die ohne Gottes Geist lebt. Dekanin Dr. Weise wies darauf hin, dass dieses Gedenken uns heute hilft, achtsam zu sein und weder Rassismus noch Antisemitismus zu dulden und wies auf die Pflicht hin, die Flüchtlinge in unserer Stadt aufzunehmen.
Anschließend zog ein langer Lichterzug durch die Dunkelheit mit dem Licht der Menschlichkeit und der Hoffnung bis zum Stadttheater, dem Ort der ehemaligen "Schrannenhalle", wo sich die Juden vor 73 Jahren einfinden mussten, bevor ihre Reise in den Tod begann. Dort sprach Bürgermeisterin Schäfer-Blake und erwähnte die Scham, dass kaum Bürger der Stadt in der Not Hilfe geleistet hätten. Diese Erfahrung dürfe nicht vergessen werden, damit wir heute Menschen in Not nicht im Stich lassen. Sie dankte daher der Gemeinschaft Sant'Egidio, dass sie sich seit so vielen Jahren um die Bewahrung dieses Gedenkens bemüht. Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Dr. Schuster, sprach über die Probleme der Vergangenheitsbewältigung, da in vielen Orten Unterfrankens Bürgermeister Angst hätten, das Gedenken an das jüdische Leben zu bewahren und beispielsweise jüdische Friedhöfe zu kennzeichnen. Wer so handelt, lässt nach den Worten Schusters letztlich das Vorhaben der Nazis gelingen, das Gedenken an alles jüdische Leben auszulöschen. Schuster rief zum Mut auf, sich der Vergangenheit zu stellen. Prof. Reder von der Gemeinschaft Sant'Egidio erwähnte eine Umfrage, die erschreckend hohe Zahlen von antisemitischen Haltungen in der deutschen Bevölkerung belegt, daher sei die Beschäftigung mit der Vergangenheit besonders auch eine Verantwortung gegenüber der jungen Generation, damit sie eine menschliche Gesellschaft des Zusammenlebens aller Religionen, Kulturen und Völker in unserem Land aufbauen.
Reden:
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