Ein großes Fest wurde in Würzburg zum 30. Jahrestag der Schule für deutsche Sprache und Kultur der Gemeinschaft Sant'Egidio gefeiert. Neue Schüler, Lehrer und Freunde aus früheren Zeiten, die in den ersten Jahren die Kurse der Schule besuchten, haben gemeinsam die Geschichte des Studiums, der Integration und Freundschaft gefeiert. Es ist nicht nur eine Sprachschule, sondern eine wirkliche "Schule der Liebe", sagte Daniela Pompei, die internationale Verantwortliche für die Arbeit mit den Immigranten, die eigens aus Rom angereist war.
Einige Schüler hielten Reden und berichteten von den Schwierigkeiten bei der Ankunft in Deutschland, von der Dankbarkeit für die erfahrene Gastfreundschaft, von der Möglichkeit der Integration durch die Schule und auch von dem zusätzlichen Wert ihres Lebens in Deutschland, den sie durch die Gemeinschaft Sant'Egidio im Einsatz für Bedürftige entdeckt haben. Der stellvertretende Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Würzburg dankte vor allem für die großherzige Aufnahme der vielen Bürger der ehemaligen Sowjetunion durch die Gemeinschaft, die in den 90er Jahren nach Deutschland kamen, über die Grenzen der Sprache und Religion hinweg. Alle legten Zeugnis für die Freude ab, dass sie in der Schule eine neue Familie, Freundschaft mit Deutschen und Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen entdeckt haben. So leistet die Sprachschule einen wichtigen Beitrag zur vollständigen Integration der neuen Bürger, um gemeinsam mit den vielfältigen Talenten die Zukunft unseres Landes aufzubauen.
Es ist die Kultur des Zusammenlebens, die so wichtig ist für die Zukunft Europas. Sant'Egidio lebt sie und bezeugt sie gemeinsam mit den Schülern der Sprachschule in verschiedenen Ländern von Rom und Italien bis Spanien und Belgien: "Wir haben die Aufgabe, das zukünftige Deutschland und die Kultur des Zusammenlebens aufzubauen. Ihr seid die Vorhut dieses zukünftigen Deutschlands", sagte Daniela Pompei.
Die Zeugnisse der Schüler haben von ihrer Aktualität nichts verloren, da die Lage der Flüchtlinge weltweit in den vergangenen Jahren vor allen durch die Kriege im Nahen Osten noch viel dramatischer geworden ist. Weltweit sind nach jüngsten Erhebungen des UNHCR etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht. 53 % von ihnen stammen allein aus drei Ländern: Syrien, Afghanistan und Somalia.
Auch wenn in vielen Ländern Europas die Flüchtlingszahlen derzeit steigen und diese Tatsache fast täglich in den Medien thematisiert wird, muss darauf hingewiesen werden, dass unter den zehn Hauptaufnahmeländern weltweit kein einziges europäisches Land und auch nicht die europäische Union in ihrer Gesamtheit ist. Das Weltflüchtlingsproblem schultern ganz andere, nämlich die Anrainerstaaten der Konfliktgebiete (Libanon, Türkei, Jordanien, Iran und Pakistan). Nicht selten sind dies Länder, die selbst instabil oder gemessen am Bruttosozialprodukt bzw. im Verhältnis zur Einwohnerzahl deutlich schwächer sind als die Länder der EU.
Leider werden oft der Reichtum und die Chancen, die mit den Zureisenden für die Gastländer einhergehen, wenig zur Sprache gebracht. Polemik von verschiedenen Seiten und Verbreitung von Panik sorgen in manchen europäischen Ländern für negative Meinungsmache und zählen ausschließlich die Schwierigkeiten auf. Demgegenüber ist sehr erfreulich, dass zum Beispiel in Deutschland die Bevölkerung am Schicksal der Flüchtlinge ganz klar Anteil nimmt und sich, anders als noch vor 25 Jahren, aktiv an der Aufnahme der Flüchtlinge beteiligt. Auch viele kirchliche Einrichtungen und Ordensgemeinschaften haben ihre Häuser für die Aufnahme von Flüchtlingen geöffnet.
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