Begleitet von großem Publikumsinteresse hat die inklusive Kunstwerkstatt der Gemeinschaft Sant'Egidio am 30. Oktober ihre Ausstellung mit dem Titel "Unterwegs" eröffnet. Die Gruppenausstellung der KünstlerInnen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung versammelt etwa 70 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen. Ihre inhaltliche Klammer ist die Auseinandersetzung mit dem beherrschenden Thema unserer Zeit: Flucht, Vertreibung, Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer, Menschen auf dem Weg. Die Kunstwerke tragen Titel wie " Ein Weg durch die Nacht", "Lampedusa", "Festung Europa" und decken eine große Bandbreite ab: vom Ausdruck "innerer Wege" und Gedanken über Momentaufnahmen von gemeinsamen Ausflügen und Reisen bis hin zum künstlerischen Kommentar des Weltgeschehens.
Bei der Vernissage im Würzburger "Atelier einraum" war eine große Zahl von Kunstinteressierten anwesend: Vertreter aus Kultur, Kirche, Politik, von Sozialträgern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio - und natürlich die Akteure der Kunstwerkstatt mit ihren Familien. Die Ausstellungseröffnung wurde zu einem internationalen und inklusiven Fest der Freundschaft und Begegnung. Die musikalischen Beiträge spannten einen Bogen von Italien bis nach Ägypten und für das Buffet sorgten zwei junge syrische Flüchtlinge. In den Redebeiträgen kamen die KünstlerInnen ebenso zu Wort wie ein Familienvater aus Äthiopien, der nach Deutschland fliehen und seine Ehefrau und zwei kleine Töchter zurücklassen musste. Im Zuge der thematischen Arbeit an der Ausstellung hatte ihn die Kunstwerkstatt vor einiger Zeit zum Gespräch eingeladen. Diese Begegnung gab wichtige Impulse für die Ausstellung und war der Beginn einer Freundschaft, die bei der Vernissage für alle spürbar wurde.
Einmal mehr zeigte sich, dass gerade die Kunst von Menschen mit Behinderung ein ausgezeichnetes Mittel ist, um sprachliche, kulturelle oder soziale Barrieren zu überwinden. Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist seit 30 Jahren an der Seite der Menschen mit Behinderung, um eine Kultur der Inklusion und des Zusammenlebens aller aufzubauen. Gerade Menschen, deren Schwächen nicht zu verbergen sind, können in unserer Gesellschaft einen reichen Schatz der Freundschaft und Kultur einbringen und mithelfen, dass in diesem von großer Zuwanderung geprägten Augenblick eine gute Integration möglich wird. Ihre eigenen Erfahrungen sind dazu ein wertvoller Beitrag.
Die Einnahmen aus dem Verkauf von Kunstwerken und eines zur Ausstellung entstandenen Kunstkalenders gehen an Flüchtlingsprojekte von Sant'Egidio: u.a. Sprachschule, Besuchsdienste von Flüchtlingen in Altenheimen. Die Ausstellung ist noch bis 4. November zu sehen, jeweils von 11 bis 19 Uhr im "Atelier einraum" in der Laufergasse 14 (Rückgebäude).
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