"Du sollst Vater und Mutter ehren" (Dtn 5,16) und „Mein Sohn, sorge für deinen Vater, wenn er alt geworden ist; mach ihm keinen Kummer, solange er lebt" (Sir 3, 12): Die Wertschätzung des alten Menschen wird in der Heiligen Schrift zu einem Gebot. Die Gemeinschaft bemüht sich, der verbreiteten Tendenz, die alten Menschen zu ignorieren und sie an den Rand zu drängen, mit einem Wort, sie nicht zu ehren, entgegenzuwirken. Welch eine wahnwitzige Gesellschaft, die ihren Kindern beibringt, die Schwächsten und Ältesten im Stich zu lassen! Die Jungen, die Erwachsenen und die Alten brauchen sich gegenseitig. Das ist uns klar geworden, als wir selbst noch Studenten waren und jenes einzigartige Abenteuer begannen, das die Freundschaft mit einem Menschen darstellt, der reich ist an Jahren und Geschichte. Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung haben wir gesehen, dass die Begegnung zwischen den Generationen möglich ist. Das ist das Geheimnis unseres Dienstes.
Das Alter ist der Abschnitt im Leben, in dem der Mensch zerbrechlich wird, um so mehr, wenn einer auch arm ist. Aber in gewissem Sinne bedeutet dieser Lebensabschnitt für alle, auch für die Reichen, so etwas wie Armut. Das Alter gehört mit einer immer größeren Wahrscheinlichkeit zur Zukunft von uns allen. Die Alten von heute sind das, was wir morgen sein werden. Das sollte alle motivieren, die alten Menschen nicht an den Rand zu drängen, sondern von Klein auf zu lernen, das Alter in selbstverständlicher Weise kennen zu lernen, ohne Angst davor zu haben.
Im Leben vieler junger Leute, die Nähe und Kontakt zu alten Menschen gesucht haben, ist die Solidarität eine Dimension ihres Lebens geworden. Es ist die Verwirklichung einer Geschwisterlichkeit, die meist in der Gesellschaft abgelehnt wird, die aber sowohl für die Jungen als auch für die Alten dringend nötig ist. Diese Kultur der Solidarität schafft zudem ein kritisches Bewußtsein gegenüber dem Konkurrenzdenken als einzig maßgebendem Lebenswert. Die alten Menschen aber können den Jungen bezeugen, dass man immer glücklich sein kann, in jeder Lebensphase und unter allen Lebensbedingungen, und in diesem Sinne bedeuten die alten Menschen eine Hoffnung für alle.
|