Würzburg (POW) Für eine Kultur der Gastfreundschaft gegenüber Flüchtlingen hat Weihbischof Ulrich Boom am Weltflüchtlingstag am Montag, 20. Juni, beim Gebetsgedenken für auf der Flucht Gestorbene geworben. „Es mag Grenzen geben, aber keine Obergrenze. Barmherzigkeit ist grenzenlos. Barmherzigkeit ist das Schlüsselwort“, sagte er bei dem ökumenischen Gottesdienst in der Würzburger Marienkapelle. Derzeit seien rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, betonte Pfarrer Dr. Matthias Leineweber am Anfang des Gebets. Die Gemeinschaft Sant’Egidio hatte aus Anlass des seit dem Jahr 2000 am 20. Juni begangenen Weltflüchtlingstags zu dem Gottesdienst eingeladen.
In seiner Predigt betonte Weihbischof Boom weiter: „Zur Barmherzigkeit gehört die Gerechtigkeit. Beide sind sozusagen ein Schlüsselpaar, worüber die Schließanlage unserer Sicherheit, die wir für uns oft bauen, zu öffnen ist.“ Wie viele Flüchtlinge verließen wegen Ungerechtigkeiten im Bereich Politik, Ökonomie und Ökologie ihre Heimat? „Barmherzigkeit ist keine Handlung von oben herab. Sie hat ihren Grund darin, dass wir alle, wer auch immer wir sind, Kinder des einen Vaters und somit untereinander Schwestern und Brüder sind.“
Viele Menschen in Deutschland hätten sich der Herausforderung durch die Flüchtlinge gestellt und täten das noch immer. „Ohne sie blieben viele noch mehr auf der Strecke, als es schon geschieht.“ Christen dürften gewiss sein, dass sich in jedem Menschen Gott zeige, „der uns in Jesus Christus sein Gesicht gezeigt hat“. Der Satz „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“ aus dem Matthäusevangelium sei Ansporn, die Menschen in Not nicht zu vergessen.
Nachdenkliche Stille herrschte in der Kirche, als beispielhaft Namen von auf der Flucht Verstorbenen und genauere Umstände ihres Todes verlesen wurden. Für jeden namentlich Genannten wurde eine Kerze angezündet. Mitglieder von Ordensgemeinschaften und Flüchtlinge trugen Fürbitten vor, bei denen unter anderem auch der vielen Menschen gedacht wurde, die noch immer auf der Flucht sind oder in ihrer Heimat unter unsäglichen Lebensbedingungen leiden.
Mitglieder der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde und syrische Frauen sangen in der Sprache ihrer Heimat christliche Lieder. Der muslimische Imam Adel Ateah sprach ein Grußwort. Er betonte: „Der Weg zu Gott führt über gute Taten.“
mh (POW)