Erste Reise nach Afrika: Aids, Wirtschaftskrise und die Kirche in Afrika waren die Themen der fliegenden Pressekonferenz von Papst Benedikt XVI. auf dem Weg nach Kamerun. Gegen das Aids-Problem würden weder Geld noch Kondome helfen, so der Pontifex.
Kaum hatte die Boing 777-200 der italienischen Fluggesellschaft Alitalia den afrikanischen Kontinent erreicht, kam Papst Benedikt XVI. in den hinteren Teil des Fliegers, um sich den Fragen der rund 70 mitgereisten Journalisten zu stellen. Die Neugier war groß, die Themen mitunter heikel: vor allem seine Aussagen zur Diskussion um die Piusbruderschaft und Aids wurden mit Spannung erwartet.
Papst fühlt sich nicht abgeschottet
Die Ereignisse der vergangenen Tage sind nur kurz Thema, dann richtet das Kirchenoberhaupt den Blick nach vorne in Richtung Afrika. Auf die Frage eines italienischen Journalisten, ob er sich in den letzten Tagen nicht ein wenig alleine gelassen vorgekommen sei, erwiderte Benedikt: "Um ehrlich zu sein, muss ich schon ein wenig lächeln, wenn ich von dem Mythos der Einsamkeit höre." Im Gegenteil, er sehe sich von vielen Freunden und Mitarbeitern umgeben, die er regelmäßig treffe und sich mit ihnen berate.
Dazu kämen die Begegnungen mit den Bischöfen aus aller Welt im Rahmen der so genannten Ad-Limina Besuche. Die Botschaft an die Journalisten ist klar: ein Papst, der abgeschottet im Apostolischen Palast sitzt und einsam Entscheidungen trifft, das will Benedikt XVI. nicht sein.
"Kondome lösen Aids-Problem nicht"
Ähnlich forsch antwortete der Pontifex beim Thema Aids. Die Kirche gehöre zu den Organisationen, deren Arbeit zur effektivsten in diesem Bereich gehöre. Gruppen wie die römische Basisgemeinschaft Sant'Egidio oder Ordensgemeinschaften leisteten eine beispielhafte Arbeit. Geld allein helfe in diesem Kontext nicht. Auch das Verteilen von Kondomen löse das Problem nicht, so Benedikt XVI., vielmehr verstärkten sie es noch. Gefordert seien stattdessen eine doppelte Strategie: eine Humanisierung der Sexualität durch ein neues partnerschaftliches Verhältnis und eine echte Freundschaft mit den Leidenden.
Benedikt XVI. setzt beim Problem Aids grundsätzlich an und lässt sich nicht auf eine Diskussion über Kondome ein. Gleichzeitig möchte er das Engagement der kirchlichen Einrichtungen in diesem Bereich gewürdigt wissen, das oft durch eine allzu klischeehafte Betrachtung der kirchlichen Position beim Thema Aids in seiner Bedeutung gemindert wird.
Mit Ethik gegen die Wirtschaftskrise
Benedikts Credo beim Thema Aids, aber auch als er auf die Weltwirtschaftskrise angesprochen wird, lautet: das Verhalten der Menschen muss sich ändern, dann ändern sich auch Systeme. Die Kirche habe primär keine politischen oder wirtschaftlichen Ziele oder Programme. Dafür fehle ihr auch die Kompetenz. Sie könne aber ethische Werte anbieten, an denen sich das Miteinander orientieren sollte. Die Ursache der Wirtschaftskrise sieht er dann auch in einem Defizit ethischer Prinzipien im Wirtschaftssystem. Die seit langem erwartete Sozialenzyklika möchte einen Beitrag leisten, um diese Krise zu überwinden.
Zwar nannte Benedikt XVI. keinen konkreten Termin für die Veröffentlichung. Er ließ aber durchblicken, dass das große Lehrschreiben eigentlich schon fertig war. Als dann aber die Wirtschafts- und Finanzkrise aufkam, wollte man die aktuellen Entwicklungen in dem Papier berücksichtigten und überarbeitete es noch einmal. Eines der zentralen Prinzipien der katholischen Soziallehre ist die Solidarität, die der Pontifex gerade auch in der aktuellen Situation für die Menschen in Afrika fordert. Die Kirche stehe an der Seite der Armen und Hungernden. Ihre Strukturen funktionierten oft auch dann noch, wenn andere längst versagten, stellte er mit einem gewissen Selbstbewusstsein fest.
"Kein Atheismus in Afrika"
Aufhorchen ließ ein Gedanke des Papstes, als er über die Religionen in Afrika sprach. Interessant sei, so das Kirchenoberhaupt, dass es auf dem Kontinent eigentlich keinen Atheismus gebe, "denn ein Leben ohne Gott können sich die Menschen nicht vorstellen". Vor diesem Hintergrund sieht er gute Chancen für das Gespräch der Religionen untereinander, aber auch für die weitere Ausbreitung des Christentums. Gerade zu den Naturreligionen Afrikas gebe es ja auch eine große inhaltliche Nähe. So sei etwa der Ahnenkult der traditionellen Religionen durchaus der christlichen Tradition der Verehrung der Seligen und Heiligen nahe.
Insgesamt sieht Benedikt XVI. die katholische Kirche in Afrika als eine junge und lebendige Kirche. Er sei zwar gekommen, um die Gläubigen zu stärken; sei sich aber sicher, selbst durch den lebendigen Glauben gestärkt zu werden. Nach den heftigen Diskussionen der vergangenen Wochen um die Piusbruderschaft freut sich das Kirchenoberhaupt auf die kommenden Tage in Afrika. Hier rückt wieder das in den Vordergrund seines Wirkens, was er sein möchte und als seine Hauptaufgabe sieht: Missionar und Hirte sein und eine Botschaft der Hoffnung verkünden.