Würzburg (POW) Für Menschen aus dem Nahen Osten, Asien, Ozeanien, Amerika, Afrika und Europa, die ihr Leben für das Evangelium hingegeben haben, hat Mor Philoxenus Mattias Nayis, Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, am Dienstagabend, 22. März, in der Franziskanerkirche in Würzburg bei einer ökumenischen Andacht gebetet. Zahlreiche Gläubige verschiedener Konfessionen waren zu der Gebetswache zusammengekommen, die jährlich von der Gemeinschaft Sant’Egidio in der Karwoche veranstaltet wird. Im gemeinsamen Gebet wurde auch besonders an die Opfer der Terroranschläge in Belgien und deren Angehörige gedacht.
In seiner Predigt blickte Erzbischof Nayis auf die schwierigen Zeiten zurück, die seine Glaubensbrüder bereits beim Völkermord 1915 durchleben mussten: „Sie waren keine Opfer politischer Ziele, sondern wurden aufgrund ihres Glaubens ermordet.“ 100 Jahre später seien die Gläubigen erneut Grausamkeiten ausgesetzt. Er bedauere sehr, dass Syrien und auch der Irak seit fünf Jahren nicht mehr die Länder seien, die sie einst waren, und der Krieg sie zerstöre. Erzbischof Nayis hat selbst die ersten zwei Jahre des Krieges miterlebt und das Ausmaß der Zerstörung mit eigenen Augen gesehen: „Es war schwer für mich, mit anzusehen, wie viele Leute von heute auf morgen vor dem existenziellen ,Aus‘ stehen.“
Neben Ermordungen seien auch zahlreiche Brüder und Schwester entführt worden. Von deren weiterem Schicksal wisse man bis heute nichts. „Oft fragen wir uns, wieso gerade Menschen, die so fromm leben, solche schlimme Dinge erleben müssen. Wir fragen oft nach dem ,Warum‘ und welchen schweren Prüfungen sie nun ausgesetzt sind.“ Der Erzbischof betonte auch gleichzeitig sein Bestreben nach Einheit und Frieden: „Wir werden nicht aufhören, an die Türen der Verantwortlichen zu klopfen, und so den Dialog und Lösungen zu suchen.“ Er dankte aus tiefstem Herzen der Bevölkerung und Regierung in Deutschland, die sich Syrien sehr zugewandt und Hilfe geschenkt hätten. Aus seiner Sicht habe die deutsche Regierung mehr getan als alle anderen Regierungen Europas. Zum Abschluss der Predigt forderte er die Gläubigen auf, am heutigen Abend nicht nur für Syrien und Irak, sondern auch für die Opfer der Terroranschläge in Europa zu beten.
Für die zahlreichen ermordeten und entführten Christen auf der ganzen Welt zündeten die Gläubigen während des Kyrierufs Kerzen an. Dabei wurden die Namen von Betroffenen vorgelesen, die die Gemeinschaft Sant’Egidio über das vergangene Jahr gesammelt hat. So erzählten sie beispielsweise von dem Schicksal des 17-jährigen Syrers Milan, der im Februar 2015 während der Angriffe auf christliche Dörfer am Ufer des Flusses Khabur getötet wurde. Zur Erinnerung an die Männer und Frauen trugen Gläubige vier Kreuze aus Holz, die in Ozeanien, Amerika, Afrika und Europa aufgerichtet wurden, mit Kerzen und Palmwedeln nach vorne und stellten sie im Altarraum ab. In den Fürbitten betete die Gemeinschaft besonders für die Mitmenschen in Brüssel und Belgien und dafür, dass die Gewalt ein Ende finde.