change language
estás dentro: home - recortes de imprensa newsletterlink

Support the Community

  

RP ONLINE

13 Março 2018

Mönchengladbach

Flucht, Abi, Studium

Mönchengladbach. Mit 14 Jahren ist Rowan Thamer aus dem Irak geflohen. Heute studiert sie und ist ehrenamtliche Betreuerin bei Sant'Egidio.

 
versão para impressão

n einem Container hinter dem Venner Jugendheim steht Rowan Thamer allein in der Mitte eines Kreises und tanzt. Um sie herum sitzen Kinder auf bunten Plastikstühlen und klatschen. "Ja das macht mir gar nichts aus, ob es regnet oder schneit, wenn ich mit meinen Freunden bin", singen sie, während eine Gitarre ihren Gesang untermalt. Thamer dreht sich im Kreis, zeigt mit ihrem Finger in die Runde und begleitet die Verse des Liedes mit ihren Gesten. Dann läuft sie zu einem Mädchen, nimmt ihre Hand und zieht sie behutsam in den Kreis hinein. Lachend drehen sich die beiden umeinander.

Die nächste Betreuerin aus dem Stuhlkreis steht auf, fordert ebenfalls ein Kind zum Tanzen auf und stellt sich neben Rowan Thamer in die Mitte. So geht das weiter, Kind für Kind, bis die bunten Plastikstühle immer leerer werden und die tanzende Mitte immer voller wird. Der Stuhlkreis im Container hat sich innerhalb weniger Minuten in ein kleines Fest verwandelt.

Jeden Samstag ab 13.30 Uhr treffen sich mal zehn, mal 30 Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren in der Regenbogenschule der Gemeinschaft Sant'Egidio. Seit vier Jahren kommt Rowan Thamer als Betreuerin hierher. Zusammen mit weiteren Freiwilligen spielt die 21-Jährige mit den Kindern, hilft ihnen bei den Hausaufgaben, bereitet Brote zu oder verteilt Tee und Gebäck. In dem Container finden die Mädchen und Jungen einen Ort, an dem sie im Mittelpunkt stehen. Sie kommen unter anderem aus Deutschland, Afghanistan, Syrien und Ghana. Hier ist ihre Herkunft aber egal. In der Regenbogenschule werden sie verstanden.

Auch Betreuerin Rowan Thamer kommt ursprünglich nicht aus Deutschland. Am 30. Januar 1997 wurde sie in Mossul, einer Stadt im Norden des Irak, geboren. Dort wuchs sie mit ihren Eltern, ihrem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester in einem christlich geprägten Bezirk der Stadt auf. Thamer spielte Handball in der Schule und besuchte jeden Sonntag ihre Großeltern mit der Familie. Der Krieg aber machte das Leben in Mossul unmöglich. "Es war klar: Wir müssen hier raus", sagt Thamer. Als sie 14 Jahre alt war, floh die Familie darum in einem Lkw aus dem Irak nach Deutschland. In Dortmund betraten sie das erste Mal deutschen Boden, "der Hauptbahnhof" wurde das erste deutsche Wort, das Thamer kannte.

"Uns wurde gesagt, dass wir in Deutschland immer fragen sollten, wo der Bahnhof ist", erklärt sie. Nach Stationen in Friedland und Aurich, ging es für die Familie nach wenigen Monaten nach Mönchengladbach. Hier waren bereits Thamers Onkel und ihre Tante zuhause, in der Kirche St. Paul konnten außerdem Gottesdienste auf Aramäisch besucht werden. Thamer war ehrgeizig und wollte die deutsche Sprache so schnell wie möglich lernen. "Meine Eltern haben immer gesagt: Wenn wir die Sprache nicht sprechen, dann können wir nichts erreichen. Und dann sind wir umsonst gekommen", sagt die 21-Jährige.

Darum besuchte sie eine Sprachförderung und versuchte durch Bücher, deutsche Kinderserien und Vokabelzettel im ganzen Haus immer mehr Wörter zu lernen. Als Thamer schließlich mit einem Wörterbuch in der Hand zu ihrem ersten Schultag an der Gesamtschule Espenstraße ging, konnte sie daher schon einiges mehr. Und wurde durch ihre Anstrengungen schnell zu einer guten Schülerin. Trotzdem blieb natürlich alles neu. "Es ist eben eine ganz andere Kultur", sagt Thamer.

Das erste Mal eine Gemüsesuppe essen. Das erste Mal Karneval feiern. Die kalten Temperaturen. "An all das musste ich mich erst einmal gewöhnen", sagt Thamer. Eine Sache fiel ihr aber leicht: das Freunde finden. Durch einen Krankenhausaufenthalt ihrer Schwester Ende 2013, lernte Thamers Familie Gabi Brülls von der Gemeinschaft Sant' Egidio kennen. In der Kapelle des Krankenhauses Maria Hilf fand ein Gebet statt, Rowan Thamers Eltern waren neugierig und beteten mit. Noch im selben Jahr nahm Thamer an einer Fahrt der Gemeinschaft nach Rom teil, kam mit Jugendlichen aus ganz Europa in Kontakt und hörte Erzählungen von anderen Betreuern der Regenbogenschule, die von ihrer Arbeit mit den Kindern berichteten. Eine Woche später stand Rowan Thamer schließlich selbst als Betreuerin im Container. "Ich habe mich einfach hingesetzt und angefangen mit den Kindern zu lernen. Wenn ich hier her kommt, fühle ich mich auch gar nicht mehr fremd", sagt die 21-Jährige. "Man kommt herein und wird direkt umarmt. Die Kinder bekommen Aufmerksamkeit geschenkt und schenken ganz unbewusst Liebe zurück", sagt sie.

Im letzten Jahr hat Rowan Thamer ihr Abitur gemacht, seit Oktober studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Niederrhein. "Ich wollte immer entweder Soziale Arbeit oder etwas mit Technik und BWL machen. Das Soziale mache ich jetzt eben am Wochenende in der Regenbogenschule", sagt sie. Denn die Arbeit dort liegt ihr am Herzen. "Meine Eltern haben mir immer Mut gegeben und mich bei allem unterstützt. Genau das möchte ich jetzt an die Kinder weitergeben", sagt Thamer.

Gerade kümmert sie sich besonders um ein Geschwisterpaar aus dem Irak, das seit einem Jahr in Deutschland zuhause ist. Einmal im Monat besucht sie die Familie, bringt die Kinder nach der Regenbogenschule nach Hause, begleitet Kinder und Erwachsene als Übersetzerin mit zu Arztterminen oder Elternsprechtagen. Thamer möchte der Familie helfen, in Mönchengladbach anzukommen. "Es ist eben ein ganz anderes Gefühl, mit jemanden zu reden, der einen versteht", sagt sie. Ob sie sich denn heute selbst in Deutschland angekommen fühlt? "Ja, auf jeden Fall", sagt sie. Und wenn man Thamer sieht, wie sie mit den Kindern in der Regenbogenschule tanzt, spielt oder Geburtstag feiert, dann ist das auch offensichtlich.


 LEIA TAMBÉM
• NOTÍCIAS
23 Janeiro 2018
PERU

A Comunidade de Sant'Egidio de Lima aos encontros com o Papa Francisco no Peru

IT | ES | DE | FR | PT
4 Janeiro 2018

Para as vítimas do terramoto de Amatrice, o novo ano começa com a solidariedade dos Jovens pela Paz de Roma

IT | PT
13 Dezembro 2017
PRAIA, CABO VERDE

Aos Jovens pela Paz de Cabo Verde o prémio da Comissão Direitos Humanos "Contra a Violência e para a Promoção de uma cultura de Paz"

IT | FR | PT
24 Novembro 2017
CASTANHEIRA DE PÊRA, PORTUGAL

A Tinta da esperança dos Jovens pela paz do Porto e de Lisboa

IT | DE | PT
22 Novembro 2017

Também na Bélgica abrem-se os corredores humanitários para os refugiados

IT | ES | DE | FR | PT | CA | NL | RU
23 Outubro 2017
BEIRA, MOÇAMBIQUE

Dar de comer aos idosos em Moçambique: distribuição de ajuda alimentar aos mais pobres da cidade de Beira

IT | ES | DE | FR | PT | RU | ID
todas as novidades
• IMPRENSA
21 Fevereiro 2018
OnuItalia

Rohingya: la crisi nei colloqui di Sant’Egidio con la premier del Bangladesh

14 Fevereiro 2018

Der Weg bleibt beschwerlich

5 Fevereiro 2018
SIR

Immigrazione: Comunità Sant’Egidio, oggi anche la ministra Fedeli alla consegna dei diplomi per mediatori interculturali

30 Janeiro 2018
La Vanguardia

Treinta sirios llegan a Italia con los llamados "corredores humanitarios"

29 Janeiro 2018
Agenzia Fides

Asia/Bangladesh - Una scuola per i bambini profughi Rohingya

toda a crítica de imprensa
• EVENTOS
27 Janeiro 2018 | NÁPOLES, ITÁLIA

Naples without violence. La solidarietà cambia il mondo

TODAS AS REUNIÕES DE ORAÇÃO PELA PAZ
• DOCUMENTOS

Dossier: What are the humanitarian corridors

todos os documentos

FOTOS

1163 visitas

1104 visitas

1273 visitas

1085 visitas

1076 visitas
todos os meios de comunicação relacionados