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Donnerstag 12. Februar: Eucharistische Liturgie zum 41. Jahrestag der Gründung der Gemeinschaft Sant'Egidio, Ereignisse eines Jahres


 
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Rom 12. Februar
Lateranbasilika des Hl. Johannes

Die Gemeinschaft Sant'Egidio
feiert den 41. Gründungstag

Eucharistische Liturgie
mit Kardinal Agostino Vallini,
Generalvikar Seiner Heiligkeit

Predigt      Bilder

Ereignisse eines Jahres
 
Das vierzigste Jahr der Gemeinschaft Sant'Egidio war gekennzeichnet durch einen besonderen Einsatz auf dem Gebiet der Spiritualität und der biblischen Vertiefung mit einer innerlichen Erneuerung, sodass die Anwesenheit an den Gebetsorten in vielen Städten Italiens und der Welt gestärkt wurde. Kurz gesagt ein programmatisches Jahr spiritueller Erneuerung, der Rückbesinnung auf die Wurzeln mit einer Vertiefung der Berufung zum Frieden im ganzen Leben der Gemeinschaft und nicht nur bei Vermittlungen und Versöhnungsarbeiten in Konflikten.

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. im Gedenkort der Märtyrer des 20. Jahrhundert in der St. Bartholomäusbasilika auf der Tiberinsel hat das Jahr begleitet. Dort hat er mit der Gemeinschaft das vierzigste Jahr von Sant'Egidio mit fordernden Worten voller Zuneigung gefeiert:

“Ihr seid die ersten Schritte genau hier in Rom in den schwierigen Jahren nach 1968 gegangen. Als Kinder dieser Kirche, die den Vorsitz in der Liebe einnimmt, habt ihr euer Charisma in vielen Teilen der Welt verbreitet. Das Wort Gottes, die Liebe zur Kirche, die Vorliebe für die Armen und die Weitergabe des Evangeliums waren die Sterne, die euch geführt haben, während ihr unter unterschiedlichen Himmeln die einzige Botschaft Christi bezeugt habt. Ich danke euch für dieses apostolische Werk; ich danke euch für die Aufmerksamkeit für die Letzten und für die Suche nach Frieden, die eure Gemeinschaft kennzeichnen."

Der Präsident der Republik, Giorgio Napolitano, hat an der Feier des 40. Jahrestages der Gemeinschaft teilgenommen, die in der Lateranbasilika des Hl. Johannes unter dem Vorsitz von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone gefeiert wurde, und er hat wichtige Worte gesprochen:

"Ihr seid eine kirchliche und soziale Gemeinschaft und schaut mit Intelligenz auf die Dinge der Welt, indem ihr euch durch die christliche Leidenschaft in Bewegung setzen lasst". Das Staatsoberhaupt hob die Notwendigkeit der "Subsidiarität" im Bereich der Diplomatie hervor: "Öffentliche Einrichtungen werden benötigt, aber auch Institutionen wie eure, auf die wir uns verlassen und bauen können."

Das Gebet bildet den Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens, und wo es eine Gemeinschaft von Sant'Egidio gibt, in vielen Orten Italiens und der Welt, gibt es ein für alle offenes Gebet.

So erklärt sich, dass das Hauptgebet der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Basilika Santa Maria in Trastevere zu einem Gebets- und Pilgerort in der Stadt Rom geworden ist, zu dem ca. 300.000 Menschen im Jahr kommen um an diesem Gebet teilzunehmen. Das Abendgebet findet seit 35 Jahren allabendlich statt und wurde zu einem der besuchtesten "Wallfahrtsorte" Roms und der Welt und zum einzigen, der am Abend geöffnet ist. Das Gebet wird live im Radio von Radio InBlu in Italien übertragen und kann auf der Homepage direkt mitverfolgt werden.

Das vierzigste Jahr ging mit einem Anfang zuende, dieser Anfang ist afrikanisch.

Bandakà, DR Kongo. Der große Strom, der Äquator, die Schönheit der Natur, dort gibt es keine Elektrizität, dort leben die Pygmäen, nur wenige Weiße kommen dorthin. Doch AIDS hat sich energisch bis dorthin durchgeschlagen. Auf einem Lastkahn wurden die Materialien für die Eröffnung des ersten biomolekularen Labors im ersten Anti-AIDS-Gesundheitszentrum des DREAM-Programms transportiert. Die vollständige Therapie des globalen Präventions- und Behandlungsprogramms von AIDS soll dort für alle Frauen der Region gewährt werden, damit auch von HIV-positiven oder AIDS-kranken Frauen gesunde Kinder geboren werden. Es ist in seinen Ergebnissen das fortschrittlichste Programm in ganz Afrika südlich der Sahara mit 98% gesund geborenen Kindern von HIV-positiven oder AIDS-kranken Müttern. Über 90 % der Erwachsenen fangen trotz der AIDS Infektion wieder an zu arbeiten. Dabei bekommen die Frauen eine innovative und zentrale Rolle, denn von Ausgegrenzten werden sie zum Angelpunkt eines neuen Lebens in der Gesellschaft. Eine solche Initiative ist noch nie da gewesen in einer ländlichen Zone mit außergewöhnlichen Umweltbedingungen, die ungünstig sind für Programme des öffentlichen Gesundheitswesens. Sie ist der Prototyp dafür, dass man in jeglicher Lage AIDS ernsthaft bekämpfen kann. In Zusammenarbeit mit den Gesundheitszentren der Vinzentinerinnen gibt es hier ein weiteres Beispiel für einen Dienst zum Schutz des Lebens und der Menschenwürde, der für alle kostenlos ist und der für die Gemeinschaft neue Notwendigkeiten mit sich bringt, Gelder zu sammeln. Dieser Dienst soll auch als Modell dienen, das auf einen Großteil des afrikanischen Kontinents übertragbar ist.

Es lohnt sich, in diese Richtung zu arbeiten, auch durch die Ermutigung von internationalen Anerkennungen wie den Preis der business community der Vereinigten Bank von New York für das Projekt Malawi, dessen Kernpunkt DREAM ist.

Diese Richtung zeigt auch Schwierigkeiten in Zeiten, in denen Spenden und Initiativen von social corporate responsibility auf Weltebene zurückgehen und auch in vielen entwickelten Ländern der Welt und insbesondere in Italien die Entwicklungshilfe gekürzt wird.

Auch das vergangene Jahr stand im Zeichen des Dienstes an den Armen, der Teilnahme an der öffentlichen Debatte und des konkreten Lebens. Es war ein Vorschlag, das Bewusstsein für das Zusammenleben zu schärfen und die Kunst des Zusammenlebens in einer Zeit vermehrter Widersprüche zu üben. Die Pressekonferenzen zum Thema der Roma und der Armut in Italien, die Vorschläge zur Beseitigung diskriminierender Züge in Bezug auf Ethnie und Religion bei der Identifikationskampagne für die Zigeuner, die Italien innerhalb Europas isoliert hätten, die Veröffentlichung des Buches "Il caso zingari" (Die Zigeunerfrage), das die Kategorie "Antigitanismus" als kulturelles und anthropologisches ungelöstes Problem in Europa in die Kulturdebatte einführt und die zahlreichen Initiativen, um die Freundschaft und den Dialog mit dem Judentum in Italien und der Welt auch in Zeiten voller Spannungen im Bereich des historischen jüdisch-christlichen Dialogs (mit der einzigen gemeinsamen Kundgebung im Centro Pitigliani in Rom in der Woche der jüdisch-christlichen Freundschaft) zu stärken, sind Bestandteile eines Jahres der Gemeinschaft Sant'Egidio. Gleichzeitig setzt sie sich für die Christen ein, die im Irak, in Indien und Pakistan in schwierigen Situationen leben, und arbeitet für den Frieden oder wenigstens für das Ende der Auseinandersetzungen im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt.

Im Mai wird Andrea Riccardi für die Gemeinschaft Sant'Egidio der Karlspreis überreicht, der ihm im vergangenen Oktober verliehen wurde. Er gilt als einer der angesehensten europäischen Auszeichnungen für den innovativen Einsatz im Aufbau von kulturellen und zivilen Grundlagen der Rolle Europas für ein friedliches Zusammenleben in der Welt und wird normalerweise Staatsoberhäuptern oder europäischen Politikern und ausnahmsweise Persönlichkeiten, die nicht aus der Politik kommen, verliehen.

Im vergangenen Jahr kam es zu vielen Besuchen und Begegnungen der Freundschaft und Zusammenarbeit: Mit dem Premierminister der Elfenbeinküste, Soro, dem Präsidenten von El Salvador, mit dem Präsidenten der Afrikanischen Union, mit Zeugen für das Leben und die Vergebung, die ehemals Todeskandidaten waren und deren Unschuld nach Jahren festgestellt wurde, wie das bei Curtis McCarthy der Fall war, sowie mit Angela Merkel.


Es war auch ein Jahr, das deutlich vom Beginn der weltweiten Finanzkrise und von Zweifeln am Markt als einzigen selbstregelnden Motor für menschliche Entwicklung auf dem Planeten gezeichnet war. Es kam zu Preissteigerungen bei Lebensmitteln weltweit nach Jahrzehnten von Stabilität, sodass es zu wahren Kriegen um Brot in verschiedenen Ländern und Hauptstädten der Welt kam. Mehr Menschen sind unter die Schwelle der absoluten Armut gerutscht. In 37 Ländern der Welt wurden Aufstände wegen "Brot", "Kuskus"  und "Reis" registriert, während die Zahl der Personen, die unter die Schwelle der relativen Armut gesunken sind, weltweit anstieg. Die Gemeinschaft wollte sich einsetzen, um das Bewusstsein für das Zusammenleben zu stärken, um den Versuchungen entgegenzutreten, die Armen und Immigranten zu Sündenböcken zu machen, um sich in das gesellschaftliche Leben der Länder, in denen sie besteht, einzubringen, damit sich keine Kultur der Verachtung von Minderheiten festsetzt, die gefährlich werden kann und Formen annimmt, die sich gegen Zigeuner richtet, die zu Antisemitismus, Xenophobie und Kriminalisierung von sozialen oder ethnischen Minderheiten oder von Immigranten in Italien und Europa oder Afrika oder anderen Kontinenten wird. Die Gemeinschaft hat Hilfspläne erarbeitet, um die Völker zu unterstützen, die von der Lebensmittelknappheit und der zunehmenden Gewalt durch Nahrungsmangel betroffen sind von Guinea Conakry bis hin zu Mosambik.

Die Friedensarbeit auf internationaler Ebene war für die Gemeinschaft im vergangenen Jahr auch ein Einsatz der Humanisierung, um Gründe für Konflikte zu beseitigen oder Verhandlungen und Friedensgespräche anzuregen von Darfur über Togo, Norduganda bis zum Kongo, während weltweit der Einsatz zur Abschaffung der Todesstrafe fortgesetzt wurde. So haben über 900 Städte auch aus Ländern, die die Todesstrafe anwenden, am internationalen Tag der "Städte für das Leben - Städte gegen die Todesstrafe" (cities for life) teilgenommen, 15 Justizminister und Verantwortliche aus Afrika, Europa und Lateinamerika haben an einer internationalen Tagung teilgenommen und Wege erarbeitet, um rechtliche Modalitäten zur Abschaffung und zur Umsetzung der UNO-Resolution zu erarbeiten. Im Jahr 2008 wurde die Todesstrafe in Usbekistan, Burundi und Togo abgeschafft und 106 Länder haben die UNO-Resolution bei 48 Gegenstimmen approbiert. Sie stehen teilweise direkt mit dieser Arbeit der Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit der WCADP und internationalen Institutionen in Verbindung. Diese seit Jahren von der Gemeinschaft Sant'Egidio verfolgte Strategie zeigt eine Beschleunigung und wichtige Erfolge in der letzten Zeit.

Es ist unmöglich, ein Jahr auf allen Kontinenten voller Ereignisse zusammenzufassen. Alles stand jedoch unter dem Zeichen des Friedens, der zu einer Chiffre des Alltagslebens der Gemeinschaft Sant'Egidio geworden ist. Er ist das Thema der Märsche am Neujahrstag oder bei den Gedenkzügen mit den jüdischen Gemeinden in verschiedenen Teilen der Welt (es gab über fünfzig Initiativen weltweit und in Italien, um die Ursachen von Antisemitismus zu bekämpfen: Märsche, öffentliche Veranstaltungen oder Tagungen, um die jüdischen Gemeinden in Zeiten großer Verwirrung durch die Solidarität mit der Palästinenserfrage und einer immer gefährlicherer antijüdischen Haltung zu unterstützen). In den europäischen Städten, in denen es durch die soziale und wirtschaftliche Krise zu immer größeren Spaltungen kommt, und in den Städten des Südens wurde auf sozialem Gebiet gearbeitet durch die Erziehung zum Zusammenleben und zum Frieden. Straßenkindern und Flüchtlingen wurde dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im deutlichen Gegensatz zur verbreiteten Gewalt in den großen Peripherien im Süden der Welt wird der alternative Vorschlag der “Schulen des Friedens”, des “Landes des Regenbogens", der Fernadoptionen oder des BRAVO!-Programms zur Anmeldung beim Einwohnermeldeamt in Madagaskar, in der Elfenbeinküste und anderen Ländern gemacht. In Burkina Faso wird ein umfassendes Registrierungsprogramm begonnen, denn über ein Drittel der Bevölkerung und die Hälfte der Neugeborenen sind davon betroffen.

Frieden und Dialog. Der Höhepunkt war das Internationale Treffen von Menschen und Religionen, das den "Geist von Assisi" weiterführt.”

Das 23. Treffen wurde zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit einer orthodoxen Kirche organisiert, mit Erzbischof Chrysostomos von Zypern, und hat die letzte Wunde und Spaltung Europas mitten im Mittelmeerraum berührt. Die letzte Grenze Europas mit einer Mauer, die den von den Türken nach der Krise von 1973 besetzten Teil trennt und die während des Treffens mehrere Male überquert wurde. An dem Treffen haben hochrangige Persönlichkeiten teilgenommen, unter anderem Ingrid Betancourt, Rabbiner David Rosen und Erzbischof Slejman von Bagdad. Delegationen der verschiedenen Religionen und der Gemeinschaft Sant'Egidio haben die drei Konfliktparteien und Verhandlungspartner für die Wiedervereinigung getroffen und durch ein Friedens- und Dialogtreffen dazu beigetragen, dass man sich auch auf Ebene der Gesellschaft eine Wiedervereinigung in gegenseitiger Achtung vorstellen kann.

Der "Geist von Assisi" wurde als Zentrum einer "Friedenspädagogik" und historische Notwendigkeit erkannt in einer konfliktreichen Zeit, in der die Religionen und der nationale Faktor instrumentalisiert werden.

Die wichtigsten Etappen eines Jahres voller ökumenischen Engagements waren die Teilnahme einer Delegation der Gemeinschaft am Begräbnis des Patriarchen von Moskau, Aleksij II., und an der Inthronisation des neuen Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Kyrill, im Rahmen einer tiefen und historischen Freundschaft mit ökumenischen und persönlichen Charakter, die durch viele Begegnungen in Moskau unter Beteiligung des ehemaligen Metropoliten Kyrill gewachsen ist und zu zahlreichen Dialoginitiativen von der Gemeinschaft zur Zusammenarbeit unter Christen geführt hat.

Frieden, Dialog, Humanisierung und Schutz des schwachen Lebens. Von den Todeskandidaten bis zu den pflegebedürftigen alten Menschen und den Behinderten, die in der Bewegung “Die Freunde” einen Ort und Weg gefunden haben, um zur Stadt und zur Welt zu sprechen. Dann der Einsatz im Alltagsleben auf der Suche nach Alternativen zur Institutionalisierung und auch zum vorzeitigen Tod, zu dem es kommt durch die Unfähigkeit, die Isolation und das Leid aufzufangen und durch eine individualistische Mentalität, die sich schwer tut, die Würde des menschlichen Lebens im Leid zu erkennen. Dabei wird die Gesellschaft durch eine Debatte über die Grenze des Lebens verwirrt, die lauthals geführt wird und zu Vereinfachungen und Gesetzesentwürfen neigt, die nicht immun sind vor der Versuchung der Euthanasie als Abkürzung  eines umfassenderen Problems von Einsamkeit und Leid in den letzten Jahren des Lebens.

“Der Weg der Friedensstifter ist nicht einfach, und die Gemeinschaft Sant'Egidio zeigt ihn in außerordentlicher und origineller Weise", sagte Olivier Clément, der bekannte Theologe und Zeuge des 20. Jahrhunderts, der in diesem Jahr verstorben ist. In diesem Jahr sind weitere Lichter verloschen, die die Gemeinschaft Sant'Egidio mit liebevoller Freundschaft und Hochachtung begleitet haben: Soeur Emmanuelle Clinquin, eine Freundin der Armen und unter den Armen der Müllmenschen von Kairo, und Chiara Lubich, Zeugin für die Einheit und Lebendigkeit der christlichen Liebe und der Mutterschaft der Kirche.



“"Nur ein Schritt für Schritt tiefes und großzügiges Christentum kann ein Kompass sein, der uns hilft, auf dem Ozean dieser schwierigen und komplizierten Welt unterwegs zu sein", schreibt Olivier Clément in einem Buch, das der Gemeinschaft gewidmet ist. "Ihr seid an der Reihe, Freunde von Sant'Egidio. Außerdem habe ich den Eindruck, dass ihr das Spiel des christlichen Lebens spielt. Es ist schön, große Ziele zu haben!"

Das wollten wir sein und leben.



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