Comunità di S.Egidio

Karwoche 2002
Kreuzweg


II Station
In einer Nacht voller Gewalt sagt Jesus �Freund�

W�hrend er noch redete, kam Judas, einer der Zw�lf, mit einer gro�en Schar von M�nnern, die mit Schwertern und Kn�ppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern und den �ltesten des Volkes geschickt worden. Der Verr�ter hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet und gesagt: Der, den ich k�ssen werde, der ist es; nehmt ihn fest. Sogleich ging er auf Jesus zu und sagte: Sei gegr��t, Rabbi! Und er k�sste ihn. Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu, ergriffen ihn und nahmen ihn fest. Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. Oder glaubst du nicht, mein Vater w�rde mir sogleich mehr als zw�lf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte? Wie w�rde dann aber die Schrift erf�llt, nach der es so geschehen muss? Darauf sagte Jesus zu den M�nnern: Wie gegen einen R�uber seid ihr mit Schwertern und Kn�ppeln ausgezogen, um mich festzunehmen. Tag f�r Tag sa� ich im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht verhaftet. Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten in Erf�llung gehen. Da verlie�en ihn alle J�nger und flohen. Nach der Verhaftung f�hrte man Jesus zum Hohenpriester Kajaphas, bei dem sich die Schriftgelehrten und die �ltesten versammelt hatten. Petrus folgte Jesus von weitem bis zum Hof des hohepriesterlichen Palastes; er ging in den Hof hinein und setzte sich zu den Dienern um zu sehen, wie alles ausgehen w�rde.
(Mt 26, 47-58)


Giotto
Il bacio di Giuda


Die Seinen schlafen und zeigen, dass sie schlie�lich doch nicht so gut und doch nicht so sehr seine Freunde sind. Die M�nner mit den Schwertern und Kn�ppeln kommen. Sie sind alle bewaffnet und kommen, um ihn gefangen zu nehmen, als ob es sich um einen R�uber handeln w�rde - aber eigentlich haben sie Angst vor ihm, wie vor einem Verbrecher. Sie h�tten ihn bei Tageslicht gefangen nehmen k�nnen; doch sie hatten Angst, weil es vielleicht einige Unruhe verursacht h�tte. So kommen sie bei Nacht, um ihn zu verhaften; Verrat und Waffen sind im Spiel. Das ist eine feige Haltung, einen armen, unschuldigen und harmlosen Menschen bei Nacht, durch Verrat und mit Waffen gefangen zu nehmen. Wie soll man darauf antworten?

Unter diesen Menschen ohne Namen, die wir nicht kennen, unter diesen Menschen von Jerusalem oder sonst einem Ort oder Land der Welt - und heute k�nnten es die Menschen sein, die aus der U-Bahn steigen, oder Menschen, die bei einem Prozess zuschauen - befindet sich ein J�nger Jesu: Petrus. Wir haben ihn erkannt, aber er unterscheidet sich von den anderen nicht durch seine Kleidung, er ist einer wie die anderen, wie wir. Er tr�gt die gleiche Kleidung wie seine Landsleute, und er verh�lt sich wie sie.

Doch eigentlich haben wir drei J�nger Jesu gesehen: Petrus, einen anderen J�nger, der sein Schwert zog, und Judas. Alle drei waren bei ihm gewesen, sie haben ihm zugeh�rt und mit ihm gesprochen. Judas wollte sich selbst retten, er war schlau, vielleicht hielt er sich f�r schlauer als Jesus. In dieser Nacht im Freien am �lberg war Schlaf nicht m�glich. Mit einem Kuss verr�t er ihn. Der dritte, dessen Name nicht genannt wird, scheint der beste J�nger zu sein, der mutigste, der das Schwert zieht, um Jesus zu verteidigen. Aber kann man Jesus nur in einem mutigen Augenblick verteidigen? Dauert die Treue zu Jesus nicht vielmehr ein Leben lang und nicht nur eine Stunde, und sei es auch eine heldenhafte Stunde oder ein besonders gro�z�giger Augenblick?

Jesus hat Menschen um sich gesammelt, die nicht viel z�hlen, sicherlich � wie viele von uns - keine besonderen Pers�nlichkeiten. Er ist Freund dieser �rmlichen Menschen geworden, die so mittelm��ig sind, dass sie eine Stunde lang mutig sind und dann ein Leben lang voller Angst. Einer von denen, die bei ihm waren, hat einen Wutausbruch, als er sieht, dass sie Hand an ihn legen; er zieht das Schwert und trifft einen von denen, die Jesus gefangen nehmen wollen. Nach Meinung dieses J�ngers musste man sich dieser Gewalttat gegen einen reinen und unschuldigen Menschen, der keine Verteidigung hatte, widersetzen. �Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. Oder glaubst du nicht, mein Vater w�rde mir sogleich mehr als zw�lf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?� - sagt Jesus. �Steck dein Schwert in die Scheide!� Noch kurz vorher war Jesus tief betr�bt, doch jetzt strahlt er eine heitere Kraft aus. Er hat zum Vater gebetet. Dieses Schwert, das erhoben wird, um ihn zu verteidigen, beleidigt ihn im Grunde genommen. Er braucht weder Schwert noch Gewalt der Menschen. Die Gewalt verteidigt niemals, sondern beleidigt immer. Sie beleidigt ihn und auch die, die sie gebrauchen. F�r Jesus gibt es keinen Feind, den man angreifen m�sste. Auch Judas ist f�r ihn kein Feind: �Freund� - so nennt er ihn, als er ihn sieht. Die Haltung Jesu gegen�ber Judas ist eine Ikone der Freundschaft und der Gewaltlosigkeit, jenseits von allem, was um ihn geschieht. �Ich h�tte mich entscheiden k�nnen� - so sagt er gleichsam zu diesem feurigen J�nger � �noch eine viel gr��ere Gewalt als die Gewalt eines Schwertes oder eines Kn�ppels anzuwenden.� Er aber hat sich f�r den Weg der Liebe entschieden. Wie kann man dann noch ein Schwert segnen, das t�tet? Warum erhebt man das Schwert, um ihn zu verteidigen? Kann man sagen, dass es eine gute Gewalt gibt? Sie behandeln ihn wie einen R�uber mit Schwertern und Kn�ppeln und kommen bei Nacht, um ihn gefangen zu nehmen. Warum sind sie nicht zu ihm gegangen, als er im Tempel war, um mit ihm zu sprechen, um ihm ihre Einw�nde zu nennen, ihre Kritik und ihre Schwierigkeiten? Warum haben sie nicht am Tag mit ihm gesprochen und sind bei Nacht mit Schwertern gekommen? Sie hatten Angst zu sprechen. Sie hatten Angst vor seinem Wort. Aus der Angst entsteht Gewalt, und jetzt kommen sie bewaffnet, um ihn zu verhaften.

Ihn aber treffen sie heiter an, wie immer bereit, mit ihnen zu sprechen und zu diskutieren. Er hat sich jedenfalls entschieden, sich nicht zu verteidigen, wie es dagegen die meisten Menschen auf dieser Welt tun. Auch f�r die J�nger scheint dies verr�ckt; sie wundern sich, wie er sich in ihre H�nde begeben kann. Es ist verr�ckt, sich nicht zu verteidigen, nicht die Stimme zu erheben, nicht zum Schwert zu greifen. Er nennt Judas einen Freund, er lehnt das Schwert ab und flieht nicht. Diese Verr�cktheit Jesu scheint den J�ngern exzessiv zu sein. Sie sehen, wie er sich wie ein Opfer seinen Feinden anbietet. Das ist wirklich ein sinnloses Verhalten: �Da verlie�en ihn alle J�nger und flohen.�


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