Comunità di S.Egidio

Karwoche 2002
Kreuzweg


IV Station
Ein Mann, der wieder Kind wird

Petrus sa� drau�en im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Galil�a zusammen. Doch er leugnete es vor allen Leuten und sagte: Ich wei� nicht, wovon du redest. Und als er zum Tor hinausgehen wollte, sah ihn eine andere Magd und sagte zu denen, die dort standen: Der war mit Jesus aus Nazaret zusammen. Wieder leugnete er und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. Kurz darauf kamen die Leute, die dort standen, zu Petrus und sagten: Wirklich, auch du geh�rst zu ihnen, deine Mundart verr�t dich. Da fing er an, sich zu verfluchen und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf kr�hte ein Hahn, und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kr�ht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
(Mt 26, 69-75)


Duccio di Buoninsegna
Il tradimento di Pietro


Petrus sitzt drau�en, er sieht Jesus nicht. Er sitzt im Hof des hohenpriesterlichen Palastes. Am �lberg hatte er geschlafen. Jesus hatte zu ihm und zu den anderen gesagt: �Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?� Trotzdem war er eingeschlafen. Dieser Schlaf dr�ckt aus, wie wenig er die Worte Jesu beachtet. Doch dann, nach der Verhaftung, war er aufgeregt und folgte ihm von weitem bis zum Palast des Hohenpriesters, um zu sehen, wie alles ausgehen w�rde. Er hat ihn nicht ganz verlassen, denn er war sehr mit ihm verbunden. �...folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen� - hatte Jesus zu ihm und zu Andreas am See von Galil�a gesagt. Und Petrus folgt ihm, aber von weitem. Er will ihn nicht aus den Augen verlieren, aber er will auch nicht in seine Sache hineingezogen werden. Petrus f�llt eine halbherzige Entscheidung, er ist der erste unter vielen Christen, die sich wie er verhalten: Sie folgen ihm von weitem. Zuerst durch sein Schlafen und dann durch seine Distanz entscheidet er sich, nicht in die Sache Jesu hineingezogen zu werden. Doch trotz alledem besteht eine Bindung; deshalb �sa� er drau�en im Hof.� Was f�r ein Unterschied: Man entscheidet �ber den Tod Jesu, und ausgerechnet Jesus schweigt. Petrus jedoch spricht, er spricht viel, zu viel, nur weil er Angst davor hat, zu sehr mit ihm in Verbindung gebracht zu werden.

�Auch du warst mit diesem Jesus aus Galil�a zusammen� - sagt eine Magd. �Der war mit Jesus aus Nazaret zusammen� - sagt eine andere Magd. Dann kommen die Leute, die dort stehen, auf ihn zu und sagen: �Wirklich, auch du geh�rst zu ihnen, deine Mundart verr�t dich.� Es hat den Anschein, als ob es unm�glich ist, Jesus aus der Ferne nachzufolgen. Man will Petrus zu einer Entscheidung zwingen, indem sie vor allen �ber die Beziehung sprechen, die er in seinem Herzen bewahren will. Und dann f�ngt Petrus an, sich zu verfluchen, er beginnt zu fluchen und schw�rt: �Ich kenne den Menschen nicht.� Dreimal wiederholt er diese Aussage, um die Bindung zu Jesus endg�ltig zu beenden. Denn mittlerweile ist auch die Nachfolge aus der Ferne gef�hrlich geworden. Petrus hat Angst. Und das ist auch die Geschichte unserer �ngste. Es ist die Geschichte der Angst, sich zu sehr zu unterscheiden, zu sehr Galil�er zu sein, zu eng mit diesem Jesus aus Galil�a befreundet zu sein. Wenn man so voller Angst ist und so wenig Vertrauen hat, dann gen�gt schon die Stimme einer Magd, um Furcht und Schrecken zu verbreiten.

H�tte es sich um irgendeine normale Freundschaftsbeziehung gehandelt, um die Mitgliedschaft in einer Partei, einem politischen Zirkel oder in einer Gruppe, dann w�re die Geschichte in diesem Hof mit diesem Verrat zu Ende gegangen. Aber sie h�rt nicht auf. Ein Hahn kr�ht, und dann erinnert sich der �ngstliche Petrus an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: �Ehe der Hahn kr�ht, wirst du mich dreimal verleugnen.� Petrus kennt sich schlecht, er hat nicht mit seiner Schw�che und seiner Angst gerechnet, deshalb hatte er Jesus mit stolzen und prahlerischen Worten geantwortet: �Und wenn ich mit dir sterben m�sste - ich werde dich nie verleugnen.� Nachdem er geleugnet hat und als sie ihn nicht einmal mit dem Tod bedrohen, sondern ihn nur in die Enge treiben wollen, erinnert er sich an die Worte Jesu.

Das Sch�nste, Wahrhaftigste und Menschlichste, dem jeder von uns begegnen kann, ist das Wort Jesu. Das Evangelium hilft uns, in uns zu gehen und bitterlich vor Scham zu weinen, weil wir vor dem Kreuz Jesu Angst hatten und davor, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Wer das Wort Jesu bei sich hat, wird nie bis auf den Grund unmenschlich werden. Er wird sich erinnern. Dieses Wort weckt aus Wahn und Trunkenheit und bewirkt, dass man sich selbst wiederfindet.

Die Erinnerung macht sein Herz weit, das durch die Angst und das Bewusstsein, ihn verraten zu haben, eng geworden war. Deshalb macht sich Petrus jetzt weniger Sorgen wegen der Menschen um ihn herum und wird weniger durch die Angst erdr�ckt. Er ist kein Held mehr, kein starker oder harter Mann wie am vorherigen Abend. Und er ist nicht mehr der eingesch�chterte Mann im Hof, der �ngstliche. Er ist er selbst und weint bitterlich wie ein Kind, �ber sich selbst und �ber Jesus, �ber die absurde und ungerechte Situation. Petrus ist wieder Kind geworden: �Selig, die ihr jetzt weint�, hatte Jesus gesagt.


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