Comunità di S.Egidio


















von
Stefania Tallei

Der Besuch im Gef�ngnis

Das gro�e Bed�rfnis der Gefangenen nach einem Gespr�ch ist eines der ersten Dinge, die den betroffen machen, der in ein Gef�ngnis kommt. Manche Gefangene bekommen nie Besuch und haben keine Gelegenheit, mit jemandem zu sprechen, der nicht zur Anstalt geh�rt. Es sind Personen, die die Bindungen zur Familie verloren haben oder die an einem Ort inhaftiert sind, der weit weg von den Familienangeh�rigen liegt. Unsere Besuche sind daher entscheidend, vor allem f�r die, die niemanden haben, der sie besucht.

Im Gef�ngnis haben wir direkt das manchmal unertr�gliche Leid der Gefangenen und die Sorgen der Angeh�rigen kennengelernt. Das Eingeschlossensein, fern von der Familie, das erzwungene Nichtstun f�hren zu einer unertr�glichen Lage. Der Gefangene wartet darauf, da� die Haftstrafe zu Ende geht. Es gibt Menschen, die so ganz aus ihrem sozialen Kontext herausfallen, die ihre famili�ren Bindungen verlieren und die vor allem keinerlei reale Perspektive f�r eine Rehabilitation oder Reintegration haben. Alte Menschen, Erwachsene, Jugendliche tragen nun den Stempel eines Straft�ters, den man nur schwer wegwischen kann. Mit der Zeit hinterl��t das Gef�ngnis ein unausl�schbares Urteil, ein wenig wie die T�towierungen, die die Gefangenen sich aus Langeweile oder aus Gewohnheit in die Haut ritzen lassen.

Diese Probleme ber�hren oft auch diejenigen, die innerhalb der Gef�ngnismauern arbeiten. Oft kann man sie in solchen Institutionen beobachten. Dabei werden die Beziehungen zwischen den Menschen explosiv, die F�higkeit, Beziehungen zu unterhalten, verringert sich, es tritt Entfremdung zur Gesellschaft drau�en ein. Die Anwesenheit von Menschen, die von au�erhalb der Gef�ngniswelt kommen, beeinflu�t die geschlossene Welt der Institution positiv, ein heiteres Klima dringt herein.

 


Ich m�chte unbedingt aus dem Tunnel am Ende meiner Strafe herauskommen, und mein Abschied soll voll guter Vors�tze sein, und ein Gru� mit einem geistigen H�ndedruck f�r alle Gefangene die wie ich alles Grausame und Bittere im Gef�ngnis schweigend und mit unendlichen Leiden ertragen haben. Mehrmals f�hlte ich mich niedergeschlagen und nutzlos, deprimiert und gedem�tigt, weil jedes freundschaftliche Wort fehlt, jede Ermunterung, zu vertrauen und den Gipfel wieder hinaufzusteigen. Sonnenauf- und unterg�nge sind aufeinandergefolgt, Gesten und Gedanken ins unendliche hinein. Ich m�chte wieder neu anfangen zu leben wie der gr��te Teil der Leute, auf ehrliche Weise. Ich m�chte mir eine neue Dimension geben, weit weg von allen Tunneln, um die M�glichkeit zu l�cheln wiederzufinden und auf meine Vergangenheit mit der gen�genden Distanz von der Logik des Gef�ngnisses zu schauen. Ich habe den Wunsch, dem Schmerz einen Wert zu geben, der mich ver�ndert hat in der Art zu denken und zu handeln. Ich verspreche, da� ich die Ruinen einer grauen Vergangenheit hinter mir lasse.

Brief eines 70j�hrigen Gefangenen kurz vor seiner Entlassung