Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, verlangt von der Kirche einen stärkeren Einsatz für die "Einheit aller Menschen". Es gehe darum, "dass man Gräben zuschüttet, dass man Menschen zueinanderführt, dass man Spaltungen überwindet", sagte der Erzbischof von München und Freising am Wochenende.
Marx äußerte sich bei einem Gottesdienst in der Münchner Pfarrkirche Sankt Ursula zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinschaft Sant'Egidio.
Signal gegen soziale und politische Spaltung
Die katholische Friedensbewegung widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen.
Der Ruf nach mehr Einheit ist aus der Sicht von Marx ein Signal gegen soziale und politische Spaltung: "Wer keinen Blick für die Armen hat, kann nicht Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die politischen Herausforderungen: Wer den Hass zwischen den Völkern, in den Konflikten der Welt, stehen lässt, kann kein Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die religiösen Gräben, sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen den Konfessionen."
Sakrament der Einheit
Aktuell allerdings, so Marx weiter, würden "die Gedanken des Misstrauens, die Angst vor dem Anderen, das Abschotten der eigenen Kultur" stärker. "Die große Idee der einen Menschheitsfamilie, die zusammenkommt im einen Haus der Schöpfung, die bekommt heftigsten Gegenwind."
Christen dagegen müssten sich für die Einheit einsetzen: "Wir stehen auf der Seite der Globalisierung der Freundschaft, nicht der Globalisierung der Gleichgültigkeit und des Hasses." Das 21. Jahrhundert brauche "das gelebte Zeugnis, dass die Kirche Sakrament der Einheit ist, dass sie soziale, politische und religiöse Grenzen überwindet".
Gemeinschaft Sant'Egidio
Die Gemeinschaft Sant'Egidio engagiere sich dahingehend, ergänzte Marx. Sie zeige, "dass es eine Menschheitsfamilie gibt, trotz aller kulturellen, sprachlichen und religiösen Unterschiede". Die Mitglieder der Bewegung gingen "das Wagnis der Freundschaft" ein, ohne das es "kein Verstehen geben kann, keine Begegnung, kein Lernen vom anderen".