München, 24. Februar 2018. Laut Kardinal Reinhard Marx muss sich Kirche stärker für die „Einheit aller Menschen“ einsetzen und das Evangelium als einen „Weg zur Einheit“ entdecken. Es gehe darum, „dass man Gräben zuschüttet, dass man Menschen zueinander führt, dass man Spaltungen überwindet“, sagte der Erzbischof von München und Freising, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, bei einem Gottesdienst am Samstag, 24. Februar, in München. „Das gilt für die soziale Spaltung: Wer keinen Blick für die Armen hat, kann nicht Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die politischen Herausforderungen: Wer den Hass zwischen den Völkern, in den Konflikten der Welt, stehen lässt, kann kein Sakrament der Einheit sein. Das gilt für die religiösen Gräben, sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen den Konfessionen.“
Im 21. Jahrhundert würden „die Gedanken des Misstrauens, die Angst vor dem Anderen, das Abschotten der eigenen Kultur“ stärker, gab Kardinal Marx zu bedenken: „Die große Idee der einen Menschheitsfamilie, die zusammenkommt im einen Haus der Schöpfung, die bekommt heftigsten Gegenwind.“ Christen dagegen müssten sich für die Einheit einsetzen: „Wir stehen auf der Seite der Globalisierung der Freundschaft, nicht der Globalisierung der Gleichgültigkeit und des Hasses.“ Das 21. Jahrhundert brauche „das gelebte Zeugnis, dass die Kirche Sakrament der Einheit ist, dass sie soziale, politische und religiöse Grenzen überwindet“.
Mit dem Gottesdienst in der Münchner Pfarrkirche St. Ursula feierte die Gemeinschaft Sant’Egidio ihr 50-jähriges Bestehen. Kardinal Marx dankte der Gemeinschaft für ihr Engagement und sagte, Sant’Egidio überwinde Spannungen und mache sichtbar, „dass es eine Menschheitsfamilie gibt, trotz aller kulturellen, sprachlichen und religiösen Unterschiede“. Die Mitglieder der Gemeinschaft gingen „das Wagnis der Freundschaft“ ein, ohne das es „kein Verstehen geben kann, keine Begegnung, kein Lernen vom anderen“.
Sant’Egidio ist eine geistliche Gemeinschaft, die 1968 von Andrea Riccardi in Rom gegründet wurde und mittlerweile in mehr als 70 Ländern vertreten ist. Schwerpunkte der Arbeit sind das Engagement für die Armen, der Einsatz für den Frieden und der ökumenische und interreligiöse Dialog. In München ist die Gemeinschaft im Pfarrverband Altschwabing, zu dem auch die Pfarrkirche St. Ursula gehört, heimisch. (gob)
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