Vom 29. September bis 1. Oktober veranstaltete die Gemeinschaft von Sant'Egidio ihr 27. internationales Friedenstreffen, diesmal in Rom. Die Treffen unter der Ägide der in Rom beheimateten, weltweit tätigen Gemeinschaft wurden angeregt durch das historische Friedensgebet der Religionen in Assisi 1986, zu dem Johannes Paul II. eingeladen hatte. Das Motto des diesjährigen Treffens lautete "Mut zur Hoffnung. Religionen und Kulturen im Dialog". Es nahmen zahlreiche Führungspersönlichkeiten aus verschiedenen Religionen sowie Vertreter von Politik und Kultur aus 60 Ländern teil.
Die 32 Foren des Treffens widmeten sich religiösen, politischen und sozialen Problemen in verschiedenen Weltregionen. Das besondere Augenmerk galt aus aktuellem Anlass dem Nahen Osten und dem christlich-muslimischen Dialog sowie der Herausforderung durch den religiös motivierten Terrorismus. Im Forum "Christen und Muslime im Dialog" kamen Kardinal Olorunfemi Onaiyekan, Erzbischof von Abuja (Nigeria) sowie ein Vertreter der Al Azhar-Universität in Kairo und der bosnische Mufti Husejin Smajic zu Wort. Unter der Überschrift "Christen und Muslime - die Kultur des Zusammenlebens" diskutierten in einem an-deren Forum Muslime aus Indonesien, Malaysia und Tunesien mit dem katholischen Erzbischof Ghaleb Bader (Algier) und dem maronitischen Erzbischof Paul Youssef Matar aus dem Libanon. Dabei forderte Anwar Ibrahim aus Malaysia, die Muslime müssten die an den christlichen Minderheiten begangenen Grausamkeiten verurteilen. Gleichzeitig betonte er, das Problem der arabischen Welt sei kein religiöses, sondern ein politisches.
Bei der Eröffnung des Friedenstreffens forderte Andrea Riccardi, der Gründer der Gemeinschaft von Sant'Egidio, die Gläubigen dazu auf, sie sollten den Mut haben, außerhalb ihrer Grenzen schauen: "Es geht nicht darum, die eigenen Wurzeln über Bord zu werfen, sondern ihnen gerade im spirituellen Abenteuer der Begegnung mit dem Anderen treu zu sein." Die Selbstbezogenheit der Gläubigen werde zur Blindheit und auch zum Geiz, der die spirituellen und humanen Ressourcen, die im Schoß einer Religion entstanden seien, nicht den Anderen zur Verfügung stelle. Riccardi fand starke Worte zum religiös motivierten Terrorismus, den er als blasphemisch bezeichnete. Die Tötung Unschuldiger bedeute nie Befreiung, sondern die Sklaverei der Furcht. Das Treffen in Rom sei eine Antwort auf den Terrorismus, die Entlarvung einer irreligiösen Ideologie, ein Zeichen der Hoffnung gegen den Terrorismus.
|