In Sarajewo, der Stadt, in der sich die leader aller Weltreligionen zu dem interreligiösen Treffen "Die Zukunft heißt Zusammenleben" versammelt haben, das die Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert, fragen sich die Menschen des Glaubens nach den geistlichen Ursprüngen der Wirtschafts- und Finanzkrise und nach dem Beitrag, den die Religionen leisten können. Die Reflektion dazu erfolgte in einem Podium mit dem Titel: "Gott suchen, um den Menschen zu finden".
"Der egoistische Mensch, Sklave des Geldes und der Gefälligkeiten, verwandelt auch die anderen in Objekte oder Mittel zur Befriedigung der eigenen Interessen - unterstrich Metropolit Serafim, der Verantwortliche für die Pastoral der Rumänisch-Orthodoxen in Deutschland und in Mittel- und Nordeuropa - denn er sucht nicht mehr Gott, sondern setzt sich selbst an Gottes Stelle". Alexander Ogorodnikov, Zeuge der Deportationen in die GULAGs der Sovietunion, stößt einen Vergleich mit der eigenen Erfahrung an: "Während des Regimes habe ich Gott gesucht und darum gebetet, dass er mir die Begegnung mit einem Menschen schenken möge, der mich sein Gesicht sehen ließe. In jenen schweren Jahren habe ich viele staretz getroffen, viele Gottesmenschen, aber heute habe ich den Eindruck, dass es nicht mehr viele solche Menschen gibt".
Von Ambrogio Spreafico, dem Bischof von Frosinone-Veroli-Ferentino kam der Vorschlag: "In diesen schwierigen Zeiten brauchen die Menschen Gott, und - so erklärte er weiter - wir müssen das menschliche Antlitz Gottes zeigen, und die erste Art und Weise, dies zu tun, besteht darin, die Armen zu lieben". Eine Idee, die vom Oberrabbiner von Köln, Jaron Engelmayer, ausging, war: "Als Menschen des Glaubens müssen wir den Menschen helfen, und wir haben dazu die Mittel. Dabei helfen uns die Schriften, die nicht so sehr davon sprechen, wie Gott ist, sondern sich an den Menschen wenden, um ihm zu sagen, wie er sein müsse". |