Die Gemeinschaft Sant'Egidio und der Friede

 

Kirche Sant'Egidio - Rom

Inhalt

Von den Armen
zum Frieden

Eine Kultur
des Zusam-
menlebens

Der Krieg,
der Vater
aller Armut

Die "Methode"
von Sant'Egidio

Frieden und
Dialog
zwischen den
Religionen

Die Auferste-
hung Afrikas


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verantwortlich
Mario Giro

 

 

VON DEN ARMEN ZUM FRIEDEN


1992
Friedensverhandlungen
f�r Mosambik

In den letzten zehn Jahren wurde die Gemeinschaft auf internationaler Ebene immer mehr f�r ihren Einsatz beim Aufbau des Friedens in der Welt bekannt. In den Medien spricht man von der " UNO von Trastevere" oder den "Diplomaten von Sant'Egidio". F�r diese Aktivit�ten sind der Gemeinschaft Sant'Egidio verschiedene angesehene Preise und Anerkennungen verliehen worden. In der katholischen Kirche und in anderen Kirchen blickt man auf die Gemeinschaft als einen wichtigen Bezugspunkt, als Ort, an dem man den Geist der Einheit unter den Christen erlebt. Bei den Religionsoberh�uptern der gro�en Weltreligionen wurde Sant'Egidio zu einem Namen des Friedens und des Dialogs. F�r viele V�lker und insbesondere f�r die V�lker Afrikas stellt Sant'Egidio ein "Haus des Friedens" dar, in dem viele M�nner und Frauen sich um das Ende der blutigen Konflikte bem�ht haben und noch bem�hen. Viele Beobachter und Experten sehen die Gemeinschaft als eines der interessantesten Beispiele f�r die F�higkeit der Zivilgesellschaft an, auf das internationale Leben einzuwirken und auf Friedens- und Vers�hnungsprozesse Einfluss zu nehmen. Sant'Egidio wird studiert, respektiert und findet Geh�r in verschiedenen Kanzler�mtern der Welt, auf Foren und bei den internationalen Organisationen. Zahlreiche Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt wenden sich an die Gemeinschaft auf der Suche nach Hilfe oder einer L�sung f�r ihre L�nder, in denen es eine Krise oder die Gefahr eines B�rgerkrieges oder bereits einen Krieg gibt.

Seit Anfang der 80er Jahre hat sich Sant'Egidio in verschiedenen Situationen des internationalen Lebens, insbesondere f�r die Bewahrung des Friedens und f�r den Dialog, eingesetzt. Durch die wachsende Zahl von Gemeinschaften in vielen Teilen der Welt wird Sant'Egidio mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert. Im Laufe der Zeit ist dieses Interesse, �ber die humanit�ren Aktionen und Entwicklungszusammenarbeit hinaus, zu einem Einsatz f�r den Dialog geworden, um Spannungen entgegenzuwirken. Manchmal m�ndete dieser Einsatz auch in direkte Vermittlungsbem�hungen.


1999
Fl�chtlingslager in Kukes (Albanien)

Dennoch existiert kein "diplomatisches Sant'Egidio" neben dem humanit�ren. Der Einsatz der Gemeinschaft f�r den Frieden entsteht aus einer Erweiterung des Einsatzes f�r die Armen und die Br�derlichkeit. Sant'Egidio besch�ftigt sich mit Konflikten ausgehend von seiner Realit�t als lebendige und gastfreundliche Gemeinschaft, die betet. Es ist dieselbe Kultur der Vers�hnung und der Solidarit�t, die sich f�r einen breiteren Horizont �ffnet. Gem�� den Worten des Apostels Paulus geht es darum, �die trennende Wand der Feindschaft niederzurei�en� (Eph 2,14). Die Feindschaft bringt den Krieg hervor und der Krieg ist "der Vater aller Armut". Die Gemeinschaft ist davon �berzeugt, dass �ber die Appelle und eine kontinuierliche Friedenserziehung hinaus eine konkrete Arbeit f�r den Frieden m�glich ist, ohne Furcht vor den eigenen schwachen Mitteln. Diese Schw�che, das hei�t das Fehlen von politischer, wirtschaftlicher oder milit�rischer Macht, kann sich in eine Kraft verwandeln: eine moralische Kraft, die danach strebt, den Menschen von innen her zu ver�ndern und ihn gerechter und barmherziger zu machen. Es ist eine "schwache Kraft", die dem Frieden helfen kann. Wenn es wahr ist, dass nach dem Ende des Kalten Krieges viele einen Krieg provozieren k�nnen, dann ist es auch wahr, dass alle f�r den Frieden arbeiten k�nnen: das ist unsere Erfahrung.

Von Anfang an wurde der Krieg als das extreme B�se angesehen, als Vater aller Armut. Dieses Bewusstsein wurde im Laufe der Jahre, mit der Entstehung der Gemeinschaft in vielen L�ndern und insbesondere in Afrika, immer st�rker.  

Des weiteren ist im Laufe des 20. Jahrhunderts in der Kirche und bei den P�psten eine tiefe Erkenntnis herangereift, dass der Krieg ein "unn�tzes Blutvergie�en" (Benedikt XV) und ein "Abenteuer ohne R�ckkehr" (Johannes Paul II) ist, verbunden mit einer anerkannten Lehre �ber den Frieden und die Verantwortung der Gl�ubigen und der Menschen guten Willens.  


1989
Pilgerreise nach Auschwitz-Birkenau

Das Nachdenken �ber das Wort Gottes und das t�gliche Gebet f�hren die Gemeinschaft dazu, sich Fragen �ber die vielen "Massaker an Unschuldigen" in der Geschichte und Gegenwart zu stellen und ein waches Bewusstsein f�r den Wert des Friedens zu entwickeln. Die schmerzhaften Ereignisse von lang zur�ckliegenden Kriegen und von aktuellen Konflikten werden Teil des t�glichen Lebens der Gemeinschaft als F�rbitte im Gebet, in der aktiven Solidarit�t. aber auch in der konkreten Suche nach L�sungen, die die politischen Situationen der Konfliktl�nder im Blick beh�lt.  

Im Herzen der Gemeinschaft ist besonders das Gedenken an die tragische Erfahrung des Holocaust (der Shoa) lebendig � das absolute B�se im Zentrum des Zweiten Weltkriegs. Das bedeutet, sich einzusetzen f�r das Gedenken, um zu verhindern, dass die Gewalt die Oberhand beh�lt und dass jemals wieder jemand angesichts des B�sen allein gelassen wird, wie Andrea Riccardi vor kurzem bei der Gedenkveranstaltung an die Deportation am 16. Oktober 1943 in Rom sagte. : 

"Als Sant'Egidio f�hlen wir uns als ein Teil diese Bundes derer, die nicht vergessen wollen. Das bedeutet, nicht zu akzeptieren, dass irgendeine Gemeinschaft � vor allem nicht die j�dische Gemeinschaft � im Leben der Stadt isoliert wird. Ein Bund, um nicht zu vergessen (...) Nie, aus keinem Grund, k�nnen wir, Christen und Einwohner Roms, von unserer j�dischen Gemeinschaft getrennt werden. Je mehr man versucht, sie zu isolieren, wie es damals geschah, um so mehr werden wir vereint sein. Der Antisemitismus stellt einen Angriff auf die Demokratie dar und � f�r die Gl�ubigen � auch eine schwere Schuld gegen�ber Gott (...) Man wei� sehr wohl, wenn die Synagoge brennt, werden auch die Kirche, die Moschee, die politische Demokratie, die Kultur und vieles mehr brennen... Deswegen, liebe Freunde, sind wir auch heute wieder hier und morgen werden wir immer noch zusammen sein, um zu schweigen und auf die Stimme der Untergegangenen der Shoa zu h�ren."

Sant'Egidio lebt die konkrete N�he zu den Kriegen der vergangenen Jahre, insbesondere zu den Kriegen in Afrika und im S�den der Welt. Das Elend vieler Armer ist durch inner- oder zwischenstaatliche Konflikte immer tragischer geworden. Die Gemeinschaft wurde selbst w�hrend des langen Krieges in Mosambik pers�nlich von der Gewalt betroffen durch den Verlust zweier ihrer Mitglieder, Madora und Laurindo.  
 

 

 


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