Die Gemeinschaft Sant'Egidio und der Friede

 

Kirche Sant'Egidio - Rom

Inhalt

Von den Armen
zum Frieden

Eine Kultur
des Zusam-
menlebens

Der Krieg,
der Vater
aller Armut

Die "Methode"
von Sant'Egidio

Frieden und
Dialog
zwischen den
Religionen

Die Auferste-
hung Afrikas


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verantwortlich
Mario Giro

 

 

DIE "METHODE" VON SANT'EGIDIO
ALGERIEN, GUATEMALA, BALKAN

Nachdem der Erfolg der Friedensvermittlungen in Mosambik bekannt geworden war, erreichten die Gemeinschaft viele Hilfsanfragen. Im September 1994, w�hrend der interreligi�sen Begegnung in Assisi, baten einige algerische Freunde darum, in ihrem Land einzugreifen, das sich in den F�ngen einer schweren innenpolitischen Krise befand. Die Plattform f�r Algerien ist die Frucht einer intensiven Arbeit im Zeitraum bis Ende Januar des darauffolgenden Jahres. Bei zwei Treffen, die von der Gemeinschaft einberufen worden waren, begegneten sich die Vorsitzenden der wichtigsten politischen Parteien Algeriens, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Die Plattform ist ein �Friedensangebot�, um auf der Grundlage gemeinsamer Werte und mit der Perspektive eines notwendigen Prozesses der Demokratisierung der Gesellschaft und des politischen Lebens Wege aus der Gewalt zu finden. Obwohl das Dokument von dem Regime in Algier nicht akzeptiert wurde, blieb die Plattform bis zum Referendum �ber die �nationale Vers�hnung� Ende 1999 und dar�ber hinaus das einzige weitgehende und einvernehmliche Dokument, das von den politischen Akteuren des Landes hervorgebracht wurde. Bis heute erinnert man sich in Algerien an den Geist und die Methode der Plattform von Rom wegen ihres Vers�hnungswertes und als Modell f�r erhoffte zuk�nftigen Entwicklungen auf dem Weg des Friedens, die es noch zu erreichen gilt.  


1994
Friedensverhandlungen f�r Algerien

Die Arbeit f�r den Frieden in einer multipolaren und ungeordneten Welt, die sich von der gewohnten Welt des Kalten Krieges unterscheidet, erfordert die Zusammenarbeit von allen verf�gbaren Energien. In diesem Sinne spricht die Gemeinschaft Sant�Egidio lieber von einer Synergie der Anstrengungen auf allen Ebenen anstatt von einer parallelen Diplomatie: Institutionelle und nicht institutionelle Anstrengungen, offizielle Bem�hungen und das Engagement der Zivilgesellschaft sind nicht voneinander zu trennen. Bereits w�hrend der Verhandlungen f�r Mosambik hatte die Gemeinschaft verschiedene Regierungen und die Vereinten Nationen gebeten, ihre Vertreter als Beobachter und als Garanten des Friedensabkommens zu den Abschlussverhandlungen zu entsenden. 

Die synergetische Ann�herung an die Friedensprozesse ist grundlegend, um auf eine der gro�en Fragen zu antworten, die sich bei jeder Verhandlung stellt: den entscheidenden Aspekt der Garantien. Die Anwesenheit institutioneller Vertreter, anderen Staaten und internationaler Organisationen erf�llt die wichtige Funktion, beiden Parteien Garantien zu geben. Garantien von au�en sind ebenso notwendig wie interne Garantien wie in einigen F�llen die Teilung der Macht, bei der alle Parteien in die Umsetzung der Politik einbezogen werden. Eine solche Option erweist sich auch im Lernprozess der Demokratie als notwendig: Sie ist ein langer Weg, der die Entwicklung hin zur Akzeptanz des Pluralismus (politisch, kulturell, ethnisch, religi�s) in einem Land erfordert.  

Bei einem Friedensprozess ist eine Umkehr der Kultur des K�mpfens, des Krieges oder der Guerilla in eine politische Kultur grundlegend. Bei jeder Verhandlung besteht das Problem �der krankhaften Erinnerung�, die durch die Verhandlungen selbst geheilt werden muss. Dadurch werden die Verhandlungen zu einer wahren und echten Schulung f�r das zivile Leben und die Demokratie. Jede kriegsf�hrende Partei, das erfuhr man in Mosambik wie in Algerien oder im Kosovo, wird zu einer Gefangenen der Erinnerung, des erlittenen Unrechts, der Opfer und der Vergangenheit und f�hrt deshalb Krieg. K�mpfen wird zu einer Art existentieller Kultur und man braucht Hilfe, um dieses Verhalten zu �ndern und den Konflikt auf die Ebene der Politik zu leiten. Das Ziel jeder Verhandlung liegt darin, den Geschmack f�r und die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft bei den Parteien zu wecken. 

In seinem Kommentar �ber den neuartigen Ansatz der Gemeinschaft in den Friedensprozessen spricht der ehemalige UNO-Generalsekret�r Butros Butros-Ghali von �dieser in ihrer Art einzigartigen Mischung friedensstiftender Arbeit von Regierungs- und Nichtregierungsseite�: es ist die �Methode von Sant�Egidio�, wie sie von den Experten genannt wird.  


Rom 12.02.1996
Unterzeichnung des Friedensabkommens f�r Guatemala

Im Fall des Friedensabkommens f�r Guatemala schloss sich die Gemeinschaft auf synergetische Weise den Anstrengungen an, die die Vereinten Nationen bereits vor Jahren begonnen hatten. Sie belebte den Friedensprozess neu, der wegen fehlender direkter Begegnungen zwischen der Regierung und der Guerilla UNRG eingefroren war. Der Krieg dauerte 35 Jahre, aber seine Protagonisten hatten sich nie pers�nlich getroffen. Diese notwendigen Begegnungen wurden von der Gemeinschaft 1996 in Rom, Paris und San Salvador organisiert. Der Frieden wurde am Ende des gleichen Jahres in Mexiko-Stadt in Anwesenheit einer Delegation der Gemeinschaft unterzeichnet. Die Erfahrung des Friedensabkommens in Guatemala zeigt, wie eine Zusammenarbeit zwischen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen m�glich ist.  

Albanien und der Kosovo sind ein anderes Terrain, auf dem die Gemeinschaft sich seit Jahren f�r den Frieden und die Vers�hnung einsetzt, wobei humanit�re Hilfe und Unterst�tzung und der Dialog sich miteinander vermischen. Albanien erwies sich als ein Land, dessen Kr�fte ersch�pft waren nach der jahrelangen damaligen Regierung, die keinerlei Kontakte mit dem Ausland zulie�. Die Initiativen der Gemeinschaft Sant�Egidio �im Land der Adler� sind zahlreich: Wiederherstellung und Verteidigung der religi�sen Freiheit, Hilfen f�r die wieder neu erstehenden Kirchen, der Dialog mit dem Islam vor Ort - insbesondere mit den Bektaschi -, Hilfen f�r das Gesundheits- und Erziehungswesen, Aufnahme von Fl�chtlingen, Unterst�tzung von Immigranten in Italien. Aus politischer Sicht war die Gemeinschaft der Urheber des Garantieabkommens zwischen albanischen Politikern, welches den ordnungsm��igen Ablauf der Wahlen im Jahr 1997 erm�glichte.  


Kosovo - Pristina - M�rz 1998
Unterzeichnung des Abkommens �ber die Schulen

Im Kosovo ist die Gemeinschaft seit 1996 anwesend. Die Freundschaft, die sich mit dem Parteivorsitzenden der Demokratischen Liga des Kosovo (LDK), Ibrahim Rugova, entwickelt hatte, dr�ngte Sant�Egidio dazu, einen Bereich zu finden, in dem die Vers�hnung zwischen Serben und Albanern m�glich war. 

Rugovas Weg der gewaltlosen Politik schien der einzig begehbare in einer hochangespannten Situation zu sein, die auch durch den Konflikt in Bosnien verursacht wurde. Das Abkommen von Dayton 1996 zog die Situation im Kosovo in Bezug auf den Status der Region nicht in Betracht. Daher empfahl es sich, den Weg eines humanit�ren Abkommens zu beschreiten, der f�r die albanische Seite greifbare Resultate erbringen sollte und es gleichzeitig erm�glichte, die Spannungen durch gegenseitige vertrauensbildende Ma�nahmen zu reduzieren. Die Wahl fiel auf den Bereich der Erziehung in Betracht der Tatsache, dass die albanische Seite aus allen Schulgeb�uden vertrieben worden war und die Studenten gezwungen waren, unter miserablen Bedingungen zu studieren.. 

Sant�Egidio entschied sich daher f�r einen Weg der Wiederherstellung des Zusammenlebens, einen konkret begehbaren Weg mit dem Ziel, eine Katastrophe wie in anderen Gegenden Ex-Jugoslawiens zu verhindern. Durch Kontakte, die zun�chst durch die serbische Kirche gef�rdert wurden, baute die Gemeinschaft eine Kommunikation zwischen Rugova und dem Regime in Belgrad auf. Es begann eine Verhandlungsrunde zwischen den beiden Parteien, die einzige ihrer Art zwischen der Regierung in Belgrad und der LDK Rugovas. 1996 wurde mit Unterst�tzung der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Kontaktgruppe, ein Abkommen �ber die Erziehung unterzeichnet. Durch dieses Abkommen, welches durch die Durchf�hrungsbestimmungen best�tigt wurde, die beide Seiten im M�rz 1998 unterzeichneten, wurden 13 Universit�tsfakult�ten und mehrere Grund- und weiterf�hrende Schulen an die Albaner zur�ckgegeben, bis kurz vor Ausbruch des Krieges 1999. 

Der Erfolg eines derartigen humanit�ren Abkommens zeigte, dass ein Dialog m�glich war und dass die Parteien der Zivilgesellschaft im Kosovo f�r die Argumente des Friedens und des Dialogs sensibel waren. Kontakte, die in diesen Monaten mit serbischen und albanischen Studenten und Professoren aufgenommen wurden, zeigten, dass es trotz der Ressentiments den Willen gab, aus der Sackgasse herauszukommen. Aber der Krieg 1999 hat diesen Versuch der Ann�herung beider Gemeinschaften zunichte gemacht. 


Rom, 1999
Rugova in Sant�Egidio nach seiner Befreiung

Sant�Egidio h�rte nicht auf sich zu engagieren: Die Gemeinschaft half bei der Freilassung Rugovas, der w�hrend der Bombardierungen in Pristina gefangen gehalten wurde, und bei seiner Reise nach Italien. Des weiteren setzte die Gemeinschaft sich ein, um das Drama der kosovarischen Fl�chtlinge zu lindern, die in den Norden Albaniens geflohen waren. Dies gilt insbesondere f�r die Region von Kukes, wo die Gemeinschaft bereits seit November 1998 anwesend war, um die Gesundheitszentren im Norden des Landes wieder funktionsf�hig zu machen.  

Im Laufe der 90er Jahre wurden auf dem Balkan andere Initiativen im Zeichen des Dialogs, der �kumene und der humanit�ren Hilfe unternommen: u.a. Hilfen f�r Studenten in der belagerten Stadt Sarajevo, Hilfen und Beziehungen zu der katholischen Kirche in Kroatien, den orthodoxen Serben und den Muslimen in Bosnien und Mazedonien.  

 

 

ALGERIEN

Dokumente

La Plate-forme de Rome
13/01/1995

 
Artikel

Algeri, segnali
di dialogo
Avvenire
04/08/1998

The St. Egidio Platform for a Peaceful Solution of the Algerian Crisis
Peaceworks
30/05/1998

La parola
contro la morte
Etruria oggi
01/12/1997

Vince la linea
di Sant'Egidio
La Stampa
16/07/1997

 
B�cher

Algerien 
als Geisel

Algeria 
in ostaggio


GUATEMALA

Dokumente

Comunicato congiunto
12/02/1996

 
Artikel

Guatemala sulla via della pace
Corriere della Sera
13/02/1996


ALBANIEN

Vertiefungen

Kukes 1999

 
Dokumente

Patto 
per il futuro dell'Albania
23/06/1997


KOSOVO

Dokumente

Statement
23/04/1998

Agreed measures for the implementation of the accord on education
23/04/1998

 
Artikel

�We Can All Live Here Together�
Newsweek
17/05/1999

Marazziti: 
�Cos� Sant'Egidio ha "liberato" Rugova�
L'Unit�
07/05/1999

Community of St. Egidio in Kosovo
Peaceworks
30/05/1998


BOSNIEN

Dokumente

Dichiarazione comune
08/06/2001

 

 

 


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